DIE Stadt der Städte
Es ist das Ziel einer langen beschwerlichen Reise. Die wunderschöne Stadt Santiago in Galizien. Nicht für uns, klar. Aber für Tausende von Pilgern die den Jakobsweg bestreiten. Schon Hunderte Kilometer vor der Stadt sahen wir sie immer wieder, die Pilgrims aller Altersklassen mit ihren schweren Rucksäcken und den getapten Wanderschuhen. Ob sie wohl alle die Geschichte des Weges kennen? Ob ihnen der Jakobus was sagt und was die Jakobsmuschel damit zu tun hat? Oftmals hat es uns in den Fingern gejuckt nachzufragen warum sie das machen. Uns scheint es so, als sei mittlerweile eine Art „Jakobsweg-Hype“ ausgebrochen….
Wie dem auch sei. In Santiago de Compostela spürt man eines ganz ganz deutlich in diesen winzigen alten Gassen: Heiterkeit. Man kann diese Erleichterung und die Endorphine die von den vielen Angekommenen ausstrahlt förmlich greifen. Als wir die Stadt erreichen ist die Stimmung so euphorisch. Viele Menschen liegen sich weinend in den Armen oder telefonieren mit den Lieben daheim um zu vermelden endlich angekommen zu sein. Wir fühlen uns ein bisschen wie Falschgeld, da sich praktisch alle Pilger kennen. Trotzdem ist es ein tolles Gefühl mitzufühlen. Zufälligerweise findet in der historischen Kathedrale gerade die Pilgermesse statt, als wir diese besichten.
Wir müssen dazu sagen, dass wir tatsächlich zunächst eine andere Kirche für die berühmte Kathedrale gehalten haben und uns schon wunderten dass dort, außer dem Pastor, niemand anwesend war. Aber ganz ehrlich, in dieser kleinen Stadt stehen so viele schöne Kirchen, dass man sich schonmal leicht irren kann 😉 Die Messe haben wir nur in den ersten Minuten verfolgt aber es war ziemlich ergreifend. Die Kirche ist wunderschön, der Chor hat gesungen und die Akustik war super.
Wir schlenderten noch ein wenig durch die urigen Gassen auf der Suche nach einer kleinen Taverne. Natürlich ist es sehr touristisch, ein Retaurant nach dem nächsten und die camareros versuchten uns in ihre Restaurants zu locken. Der Stimmung macht es aber keinen Abbruch und so entschieden wir uns für einen Laden, nachdem Josè, einer dieser hochmotivierten Kellner, uns wirklich sehr sympathisch seine Speisekarte vorstellte. Wir sagten ihm dass wir uns lediglich wegen seiner charmanten Art hinreißen ließen, in dem Lokal zu essen (es war eins von der etwas sehr schäbigen Variante, aber das sagten wir ihm natürlich nicht)
War wohl nicht die beste Entscheidung und es wurde auch noch ziemlich peinlich. Nachdem der Josè sich so freute dass wir wegen ihm jetzt dort aßen, offerierte er uns einen Teller Muscheln. Wir haben den Namen vergessen, aber es ist die Art Muschel die aussieht wie ein Schneckenhaus. Man muss sie mit einer Nadel aus ihrem Haus ziehen und dann roh verspeisen . Wir verkneifen uns an dieser Stelle jegliche Kommentare, aber es war ja durchaus eine nette Geste . Markus nahm seinen Mut zusammen und probierte eine und sonst blieb der Teller unberührt .
Unser Kellner hatte eine wahre Freude das Janina seiner Sprache mehr oder minder mächtig war und ratterte in einer Mordsgeschwindigkeit seine recomendaciones runter. Da er die Unsicherheit, nach seinem Monolog wohl doch merkte, rannte er von dannen mit den Worten dass er uns die Spezialität des Hauses zeigen möchte. Er kam dann mit einem riesigen lebenden Hummer zurück und wedelte mit dem armen Tier vor Janinas Nase rum. Das Problem dabei ist, das Janina nicht allzu viel davon hält Tiere zu verspeisen. Schwierig zu erklären, aber die Gewissheit dass der Hummer gleich wegen ihr sterben müsste ließ sie fast vom Balkon springen. Der Kellner verstand die Welt nicht mehr, da er wahrscheinlich mehr Begeisterung erwartet hatte. Tapfer versuchte Janina so höflich wie nur möglich zu erklären, dass dieser Hummer wahrscheinlich super sei, wir aber Lust auf etwas anderes hätten. So viel die Wahl auf verschiedene Tapas und der Kellner marschierte beleidigt ab. Dieser Fauxpas trübte nur kurz die Stimmung. Als wir nach dem Essen aber wieder in die entspannte Atmosphäre eintauchten, die diese wundervolle Stadt ausstrahlt war alles vergessen.
Auf dem Rückweg lauschten wir, trotz Regen, einem wunderbaren Geiger. Er freute sich sehr endlich Gehör gefunden zu haben, da alle andere Passanten an ihm vorbei hetzten, um dem Regen so schnell wie möglich zu entkommen.
Und zum Glück haben wir uns auf dem Weg zum Bus verlaufen. In einem alten Gemäuer spielte eine traditionelle galizische Musikgruppe mit Dudelsäcken, Gitarren, Pauken und viel mehr. Die Stimmung war großartig und wir ließen uns sofort mitreißen. Santiago de Compostela muss man unserer Meinung nach einmal erlebt haben. Die tolle Stimmung, die wundervollen Gebäude und die verwinkelten Gassen werden für sich sprechen!