Carrapateira
Ein paar sehr inspirierende Tage haben wir auf diesem Fleckchen Erde verbringen dürfen. Er, der Praia do Amado, ist berühmt berüchtigt. Irgendwann kamen wohl einige Hippies vorbei und haben diesen Platz als „place to be“ auserkoren. Hier trifft man sich um gemeinsam zu musizieren, kiffen, philosophieren, tanzen, surfen oder einfach nur abzuhängen. An diesem Ort überwintern die „van dweller“. Oder sie versuchen es zumindest. Wie wir gehört haben machen sich die Polizisten einen Spaß daraus, im Winter mehr oder weniger regelmäßig den Platz zu räumen und alle zu vertreiben.
Wir hatten Glück, während unserer Zeit dort auf dem Platz, fuhr die Polizei zwar Patrouille, aber sie waren friedlich&freundlich.
Obwohl es schon Oktober ist war der Platz zum bersten voll. Wahrscheinlich auch wegen dem tollen Wetter. Hier sind es momentan lockere 30 Grad, mit leichter Meeresbrise, man kann sich nicht beschweren .
Ein großen Anteil der Autos auf diesem Parkplatz machen die gemieteten Busse aus. Die Touristen die dieses vanlifefeeling auch mal spüren möchten. Aber nur zwei Wochen Bock haben, auf diese Enge – oder auf diese Freiheit. Es gibt ja bekanntlich immer zwei Seiten der Medaille.
Wir hatten jedenfalls eine ziemlich gute Zeit dort. Wir haben viele spezielle Persönlichkeiten kennenlernen dürfen. Super inspirierende Menschen, zum Teil aber auch leicht verschreckend.
Miro ist so ein super spezielles Beispiel. Der Mann wird wohl vierzig Jahre alt sein. Vielleicht älter. Seinem Akzent nach, kommt er aus Polen, vielleicht auch Slowakei oder Tschechien. Und er lebt dort unten am Strand. In einer kleinen Höhle, die er sich gemütlich „eingerichtet“ hat. Wie lange er da schon lebt kann oder will er uns nicht sagen. Ein paar Jahre sind es sicher, meint er. Das krasse an seinem sehr individuellen Lebensstil ist, dass er tatsächlich so durchkommt. Mit nichts. Der Miro hat ein ganz bestimmt Essensritual. Zu den Hauptmahlzeiten findet man ihn nicht in seiner Höhle. Dann schlendert er über den höhergelegen Parkplatz von Bus zu Bus und organisiert sein Essen. Aber er bettelt nicht. Miro hat eine ganz eigene Art, seine Mahlzeiten einzufordern. So läuft er beispielsweise mit einem Kochtopf von „Haushalt zu Haushalt“ mit den Worten: 》I am coming to collect some milk.《 und anscheinend funktioniert seine Masche. Er achtet aber sehr wohl auf seine Mitmenschen. Denn wenn man die vom ihm geforderten Lebensmittel nicht bieten kann und er sie irgendwo anders erbeutet, teilt er gerne seine Beute. Ja der Miro und sein eigenwilliger Lifestyle….
Dann gibt es die kreativen Köpfe die mit selbstgemachten Schmuck oder Bildern dieses Leben am Strand, aber gesitteter im Bus, finanzieren. Ziemlich aufwendigen, ausgefallen Schmuck. Oder Chris, der wohl am meisten auffällt mit seiner Gedchäftidee: Holzsurfboard shapen. Wunderschöne Bretter, das Holz fällt er selbst in einem nahegelegenen Wäldchen. Wir finden es absolut toll zu sehen, das solch Kleinigkeiten funktionieren. Klar, können diese Menschen nur überleben und nicht leben. Aber toll, dass man mit so wenig so glücklich sein kann.
Man hilft sich dort gegenseitig durch den Winter.
Keine Sorge an dieser Stelle. Wir kommen erstmal nicht auf die Idee von Janinas gebastelten Werken zu überleben 🤣 obwohl sich mittlerweile schon allerhand „Kunst“ angesammelt hat….
Uwe ist auch ein sehr inspirierender Mensch . Leider konnten wir uns nicht allzu lange unterhalten . Aber der Uwe hat wahrscheinlich ziemlich viel richtig gemacht in seinem Leben. Er hatte einen super erfolgreichen Job in Deutschland. Und war früher schon mit seinen sechs!!! Kindern in seinem umgebauten und selbst ausgebauten Sattelschlepper auf Reisen. Jetzt gehen er und seine Frau auf die 70 zu und Leben, seit sie die Rente beziehen, fest in ihrem Haus auf Rädern. Und es ist das schönste Rollinghome, welches wir je gesehen haben.
Direkt neben uns hatte eine kleine Familie ihren ausgebauten LKW geparkt. Stefan, Sabrina und die kleine wunderschöne Mavi. Die drei sind ursprünglich aus Österreich und Leben seit zwei Monaten in ihre Gefährt, wahrscheinlich für immer. Die beiden waren uns von vorherein super sympathisch. Wir haben lange über unsere Wünsche und Träume gesprochen, welche relativ ähnlich verrückt sind 😄.
Die Stimmung hier ist durchweg ausgelassen und positiv. Die Vibes stimmen. Und der Surf hier am Praia ist nahezu perfekt, sodass man eigentlich keinen Grund finden könnte diesen tollen Fleck alsbald wieder zu verlassen.
Wir sind nach vier Tagen trotzalledem erstmal aufgebrochen. Wir hatten einen wichtigen Termin, aber dazu später mehr….
Zwei Nächte haben wir woanders verbracht . Einmal in Bodeira, auch direkt am Strand
Letzte Nacht wollten wir eigentlich am Praia de Barranco stehen. Dieser Strand, so sagt man, war früher mal DER Hippietreffpunkt. Die Polizei machte uns aber leider einen Strich durch die Rechnung. Trotz des relativ kurzen Verweilens, haben wir uns lange und ausgiebig mit Lars und Ulla unterhalten können und haben schon wieder einen Tipp mehr, in Anbetracht auf die Zukunft, Dank der beiden.
Zum Schlafen sind wir über irgendwelche unbefestigten Feldwege in der Nähe von Sagres in die Pampa ausgewichen.
Und jetzt, ja ratet. Wir sind gerade wieder zurück gekehrt. Nach Carrapateira und wollen noch einige entspannte Tage hier verbringen bevor wir den Weg Richtung Andalusien einschlagen.
Love, Peace, Happiness