Am Anfang waren wir selbstverständlicherweise etwas vorsichtiger:
Obwohl es aufgrund des „Jedermannsrechts“ in Skandinavien erlaubt ist, fühlten wir uns zu Beginn der Reise nicht so superwohl an jeglichen Orten zu übernachten. War nur so ein Gefühl, denn es ist ja letzendlich bisher immer gut gegangen und wir wurden noch nie kontrolliert oder weggeschickt. Auch in allen anderen europäischen Ländern hatten wir bis dato keinen Kontakt zu den Freunden und Helfern des jeweiligen Staates.
Bis jetzt. Die Polizei in Portugal kam zum Glück nicht auf einen unserer Plätze und kassierte eine saftige Strafe. Nein, wir mussten an einer ganz banalen Verkehrskontrolle teilnehmen.
Naja so ganz banal ist diese dann glaube ich doch nicht verlaufen:
Zunächst einmal stürzten sich sechs Beamte auf uns, wahrscheinlich in dem Glauben hier ordentlich Strafzettel verteilen zu können. Immer diese Voruteile… 😉
Wenigstens einer der Polizisten nahm seinen Job ernst und durchlöcherte mich mit Fragen zu Herrn Schrödinger und zu uns. Markus, der es sich draußen mit einer Zigarette bequem gemacht hatte, versuchte die anderen fünf Ordnungshüter zu bespaßen.
„Mein“ netter Polizist war weder der englischen noch der deutschen Sprache mächtig, ich wiederum musste bei Portugiesisch passen und so einigten wir uns in der Mitte: auf Spanisch.
Natürlich war seine erste Frage ob wir jegliche Drogen oder Waffen mitführen, was ich natürlich sofort verneinte. Vielleicht etwas zu vorschnell, da Waffen bestimmt eine Auslegungsache sind. So dachte ich, langsam schwitzend, über unser großes Sammelsurium an Messern nach und auch eine mittelgroße Axt könnte durchaus als Waffe durchgehen.
Zwei Möglichkeiten blieben mir: gestehen oder schweigen. Ich entschied mich für letztere Option, in der Hoffnung dass der Beamte seine Arbeit nicht akkurat vollzieht.
Er war akkurat. Aber, wieder ein Vorurteil, suchte er anscheinend nach verbotenen Substanzen aka Drogen.
Nicht das wir diesbezüglich etwas zu verheimlichen hätten. Oder doch? You never know 😉
Dieser Polizist wütete in unserem Cockpit als gäbe es keinen Morgen mehr. Alle Taschen, Schächtelchen und was er sonst noch in die Finger bekam wurde auf links gedreht und der Inhalt nahm auf den Sitzen platz. (Natürlich durfte ich das anschließend wieder verstauen)
Da wir in der Tat wie Schwerverbrecher aussehen, öffnete er sogar jede noch verschweißte Zigarettenpackung. Sehr ehrgeizig der junge Mann. Dabei hielt er mir noch eine Standpauke wie ungesund Zigaretten doch sind.
Um seinen Tatendrang etwas zu zügeln versuchte ich ihn in ein Gespräch zu verwickeln, was er aber entschieden abblockte und sich unserem Wohnraum widmen wollte.
Gipsy saß ruhig, ein wenig verstört, auf dem Bett und schaute den Polizisten an, der bis zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste dass wir auch eine Hund besitzen (normalerweise bellt Gipsy immer wenn sich jemand dem Auto nähert, aber da sie so auf dem Bett saß konnte man tatsächlich annehmen sie sei ein Stofftier)
Er war offensichtlich sofort verzückt von Gipsy und nährte sich ihr sehr schnell und ohne es vorher irgendwie anzukündigen. Gipsy, wusste sich einfach nicht zu helfen, da sie ja quasi dort hinten auf dem Bett in einer Falle steckte. Und da die Gipsy ja definitiv mehr zu der passiven Art gehört, ließ sie sich so langsam, wie in Zeitlupe einfach nach hinten fallen und stellte sich tot.
Ja, tatsächlich. Sie schaute mich zwar panisch an, blieb aber wie aus Stein gemeißelt rücklings in unserem Kissenberg liegen. Ich glaube auch zu wissen, dass ihr Atem kurz aussetze 😉
Dem verwirrten Polizisten versuchte ich die Situation zu erklären. Anstatt Verständnis für einen ängstlichen Hund zu haben, bekam er selber Angst gegenüber Gipsy. (Vielleicht habe ich ihm Gipsys Charakter, natürlich nur versehentlich, etwas falsch beschrieben 😉 aber auch wenn dem so sei, ist Gipsy, vorallem nach der Aktion, der am wenigsten angsteinflößenste Hund den die Menschheit je gesehen hat)
Plötzlich war er nicht mehr so interessiert an unserem unter internationalen Drogengeschäften und er gesellte sich zu seinen Kollegen. Diese standen derweil mit Markus am Kofferraum und inspizierten skeptisch unsere Kiste. Verwundert waren sie auch über die Tatsache, dass wir in der Schweiz, mit der Kiste am Auto, TÜV bekommen haben. (Haben wir gar nicht, aber pssst)
Zu guter Letzt durften wir den sechs Herrschaften noch erklären, welcher Sticker an der Kiste, zu welchem Land gehört (wir sammeln diese Aufkleber von allen Ländern und wichtigen Orten die wir während unserer Reise besuchen). Geographie für Anfänger 😉
Leider hat Markus mir verboten zu fragen, ob wir mit allen Polizisten ein Selfie machen dürfen.
Fazit: keine Strafzettel, nette eineinhalbstündige Nachmittagsunterhaltung. Das erste mal ist immer etwas aufregend. Ganz egal was.