Schiff Ahoi!
Es war, seit unserer Reise wahrlich nicht die erste, aber die allerlängste Fahrt mit einer Fähre. Die Fähre auf die Kanarischen Inseln. 35 verdammt lange Stunden, gefangen auf einem Kahn.
Warum wir die Überfahrt fast nicht gemacht hätten, liest man hier: Andalucia
Es gibt zwei verschiedene Reedereien, die die Überfährt vom spanischen Festland anbieten. Ich habe mich fast tot recherchiert, da ich mich wegen Gipsy vorher ziemlich verrückt gemacht hatte. Ich las 1000 Erfahrungsberichte von Hundebesitzern, welche die Überfahrt mit beiden Fähren detailliert beschreiben.
Unterm Strich, schnitten irgendwie beide Fährverbindungen, fast gleich schlecht ab. Wir entschieden uns, dann aber für die Trasmeditteranea. Gipsy ist ja wirklich nicht der einfachste Hund, und wenn wir daran zurück denken wie sie sich ganz am Anfang beim Autofahren verhalten hat, erwarteten wir auf der Fähre das allerschlimmste.
Wir haben Beruhigungstabletten gekauft (noch damals in Galizien, als Plan A noch nicht angefochten war) und ich fragte noch kurz vorher eine bekannte Tierärztin aus Deutschland. Die riet uns, wie sollte es auch anders sein, dringend von diesem Beruhigungssmittel ab (es ist sogar auf dem deutschen Markt in dieser Form gar nicht mehr erhältlich), und empfahl uns ein anderes Mittel. Dieses ist in Spanien aber nicht erhältlich. Natürlich… Ich war wirklich am Rande der Verzweiflung. Zufällig war ein Pharmavertreter in einer der spanischen Tierarztpraxen und ermutigte uns nur ein homöopathisches Mittel zu verabreichen und das alles gut werden würde….
Danke du unbekannter, netter Mensch, ein guter Rat!
Der Tag der Überfahrt
Unsere Fähre von Cadiz sollte planmäßig um 17 Uhr ablegen. Wir mussten allerdings schon um 11 Uhr am Hafen sein. Organisatorisch irgenwie völliger Blödsinn, da man dann den ganzen Tag dort auf diesem hässlichen Hafenplatz gefangen ist. Zum Glück waren wir kleine Füchse haben Gipsy einen Tag vorher und am Morgen ordentlich ausgepowert. Wir haben ihr auch nur ein bisschen zu essen gegeben, da wir befürchteten dass sie alles vollkotzen würde.
Der nette Securitymann am Hafen war wohl in Plauschstimmung und quatschte uns voll. Er fragte wo denn die Transportbox für den Hund sei. Und war ganz verwundert, das wir nur eine Decke für sie haben. 》Kinder, es ist sooo kalt in den Hundekäfigen auf der Fähre, eine Decke wird niemals reichen, bla bla《
Super, wir waren ziemlich verunsichert und haben zu Fuß ganz Cadiz nach einer Hundebox oder ähnlichem durchforstet. Es wurde dann nur eine zweite Decke und wir sind echt vom schlimmsten ausgegangen was die Überfahrt betrifft.
Gegen 15 Uhr begann dann endlich die Verladung und zog sich ewig hin. Jedes dritte Auto wurde von einer Armade an Polizisten aufs penibelste durchsucht. Kofferräume würden durchleuchtet und Fahrzeugverkleidugen abgeschraubt. Der nicht ganz so motivierte Spürhund durchsuchte alle Inneräume nach Drogen oder Sprengstoff. Wir durften zum Glück einfach weiterfahren (haha strike ) und wurden nicht durchsucht. Trotzdem hatten wir aufgrund der Suchaktion reichlich Verspätung und legten erst über eine Stunde spätet ab.
Endlich an Deck angekommen, merkten wir sofort dass alle Sorgen umsonst waren . Keine Ahnung von welcher Fähre gesprochen wurde, denn unsere Fähre war für Hunde bestens geeignet. Die Käfige waren super geräumig und der ganze Stall war perfekt isoliert und mit einer Heizung ausgestattet.
Das I-Tüpfelchen des ganzen Haustierpakets, war eine festinstalierte Kamera in allen Hundeboxen. So konnte man bequem über eine App das Tier 24 Stunden beobachten. Was ein Service!
Alle Angst war also umsonst! – Alles war gut.
Gipsy war am Anfang zwar ziemlich aufgeregt und wollte auch während der ganzen Überfahrt nicht wirklich etwas essen, allerdings schlug sie sich ansonsten ziemlich wacker.
wir sind auf einem Kreuzfahrtschiff gelandet
Natülich haben wir einen Haufen an Lebensmitteln, Decken, Kissen und so weiter mit an Board genommen und uns direkt eine Sitzreihe gesichert um einigermassen bequem liegen zu können (Kabinen sind nämlich einfach viiiiiel zu teuer auf der Fähre)
Am Abend hatten wir gerade unser kleines Picknick ausgepackt, da kam plötzlich eine Durchsage von der Crew, natürlich auf spanisch. Ich verstand: das Essen würde jetzt im Speisesaal bereitstehen. hä?!, für wen?
Wir machten uns auf den Weg, ein Deck höher, und tatsächlich erblickten wir ein Buffet mit vershiedenen Vorspeisen, Salaten, Hauptgerichten und Desserts und Getränken. Für die Passagiere. Krass, das hätten wir mal vorher wissen müssen. Es ist anscheinend im Ticketpreis inkludiert, aber war nirgends beschrieben. Weder beim buchen noch auf der Homepage erfuhren wir, dass wir quasi Vollpension gebucht hatten. Diese Dekadenz, hahaha.
Aufgrund der schlechten Wellen- und Wettervorhersage, nahmen Markus und ich ein spanisches Beruhigungspräperat, welches nach dem Abendessen seine volle Wirkung entfaltete: Wir waren absolut nicht mehr Herr unserer Sinne. Wir konnten keine gescheiten Sätze mehr bilden und Zusammenhänge nicht richtig erkennen. Ohne Spass, wie ein Trip. Das war ziemlich krass. Immer wenn einer von uns dem anderen etwas erzählte, verstand man ihn nicht richtig. Wir versuchten zum Beispiel auszurechnen, wann wir ankommen würden, also ein einfaches Zählen. Wir schafften es nicht. Dieser Gemütszustand regte uns so sehr auf, da wir ja checkten komplett benebelt zu sein aber nichts dagegen unternehmen zu können…. So vielen wir irgendwann in eine Art Dämmerzustand. Markus konnte irgendwann nicht mehr liegen und ging mitten in der Nacht eine rauchen. Er erzählte mir am Morgen davon, dass er einen Ungar getroffen hätte, der ganz viel Marihuana dabei hatte und es ihm zeigte. Er stand da auch mit einem Joint und sie unterhielten sich eine ganze Weile., mitten in der Nacht, draussen auf dem Deck…. Wir wissen beide ehrlich gesagt nicht ob dieser Vorfall sich wirklich ereignet hat… Nach der Nacht schwörten wir uns diese Tabletten nie wieder zu nehmen. Keine Ahnung was das in Wirklichkeit war.
Man kommt sich, nicht nur wegen der Vollpension so vor, als sei man auf einem Kreuzfahrtschiff. Das ganze Interior inklusive der Mitabeiter strahlt einen morbiden Kreuzfahrtschiff-Charme aus. Es gibt sogar ein Pooldeck, der Pool war zwar aufgrund der Wetterlage gesperrt, aber hey.. Tatsächlich war diese Schiff wohl auch in den sechziger Jahren für Urlaubszwecke auf dem Wasser und diese Ausstrahlung ist wohl geblieben.
Am Abend gibt es ein Entertainmentpogramm in der Bar, was etwas nervig ist. Allerdings nehmen viele Gäste mit grosser Euphorie an dem Angebot teil. Von diversen Quizshownachahmungen bis hin zum Karaoke wird alles geboten. Ziemlich schräg das ganze…
Die Gipsy dürfen wir jedenfalls alle drei Stunden für jeweils eine Stunde aus ihrem „Gefängnis“ holen. Für die Hunde stehen zum Spazierengehen alle Aussendecks zur Verfügung, was ziemlich cool ist, denn so findet man immer super ruhige Plätze in der Sonne.
Wir hatten ziemlich viele super witzige Begnungen auf diesem Schiff. Irgendwie schweisst man sofort mit den anderen Passagieren zu einer Einheit zusammen, das lässt sich schwierig erklären. Aber vielleicht liegt es daran, dass wir im schlimmsten Falle, alle das selbe Schicksal haben… Ich weiss es nicht. Aufjedenfall kommt man super schnell ins Gespräch und diese Gespräche waren alles andere als oberflächlich. (manchmal hätten wir uns gewünscht, nur belanglosen Smalltalk zu führen, da wir echt einige krasse Stories erfuhren, aber das ist ein anderes Thema)
Eine witzige Begegnung hatten wir mit einem sehr esoterisch angehauchten Mann. Er sass neben uns in der Bar, und wenn wir nicht dort rumlungerten und unsere Serie streamten waren wir bei Gipsy. Also sah er uns entweder da sitzten und auf den Laptop starren und ab und zu lachen oder wie liessen die Sachen dort stehen und gingen die Stunde raus.
Irgendwann, nach vier Stunden oder so, fragte er was wir denn da überhaubt die Ganze Zeit machen würden und warum wir immer für eine Stunde rausgehen. Wir erklärten ihm dass wir halt draussen mit dem Hund spazieren gehen und zeigten ihm den Display des Laptops, da war allerdings gerade das Bild von der Webcam im Hundezwinger offen.
Er war ziemlich perplex und wir verstanden nicht was los war bis er fragte: Ihr geht also immer eine Stunde raus mit dem Hund und wenn ihr nicht mit ihm gehen könnt, dann schaut ihr euch den Hund auf der Webcam an?! Wir fanden diese These so witzig, dass wir ihn in dem Glauben liessen. Von da an wechselte er seinen Platz, wir waren ihm wohl zu strange
Ansonsten verlief die Überfahrt, ausser der witzigen Zwischenfälle, relativ entspannt. Wir waren denoch mehr als glücklich nach der gesamten Zeit, endlich Lanzarote am Horizont zu erblicken. Diese Insel war für uns nämlich Endstation!
Wir können diese Fähre wirklich bedenkenlos weiterempfehlen. Sie kostet zwar etwas mehr, als die andere Reederei, dafür ist aber das Haustier bestens aufgehoben und man bekommt sogar, ganz gute, Mahlzeiten vorgesetzt.
Eine Bootsfahrt die ist lustig, ja ja