So war das nicht geplant… Es kam diese eine Nacht: die Nacht an der unsere Fenster zu froren. Von innen. In Portugal.
Das war das sogenannte Schlüsselerlebnis. Oder der Wink mit dem Zaunpfahl. Aber mal von Anfang an: Ganz am Anfang, bevor wir überhaupt die Reise gestartet hatten, waren die Kanaren für uns eine Art Ettapenziel. Das Ziel um der kalten Jahreszeit auf dem europäischen Festland zu entfliehen und die Wintermonate auf den warmen Kanaren zu verbringen. Im Laufe der Reise, nämlich irgendwann in Portugal, kamen wir auf die Idee den Winter in Portugal zu verbringen. Da es allerdings im Schrödi auf Dauer zu kalt werden würde, mieteten wir uns ein Haus an der Algarve. Alles war in trockenen Tüchern und es fühlte sich erstmal auch wirklich gut an. Nach einer Weile redeten wir uns immer mehr ein, dass es das Richtige sei, bis wir eines Tages beide mit der Sprache rausrückten. Es hat sich herausgestellt, dass wir uns wohl über Wochen oder Monate beide was vorgemacht hatten. Wir waren irgendwie beide noch nicht bereit das ganze abzubrechen. Nach langen Nächten voller, scheinbar endloser Diskussionen, kamen wir letzendlich auf den gemeinsamem Nenner weiter zu machen: Reisen. Leben im Schrödi. Freiheit. Fühlte sich gut an. Und Richtig! Da viele von unserer bestehenden Karawane mit Marokko liebäugelten, freundeten wir uns auch mit dem Gedanken an, nach Afrika über zu setzen. Ein paar Tage lang machten wir uns Gedanken zu dem Thema mit den anderen, sehr liebgewonnen Menschen, mitzufahren. Und dann, wieder an einem sehr späten Abend, nach ein paar Glässchen Wein, buchten wir spontan die Fähre. Allerdings auf die Kanaren. Marokko war also auch gestorben und wir hatten unseren ursprünglichen Plan wieder.
Es ist immer Plan „A“
Verdammt. Egal wie viele Ideen man hat, letzendlich kommt man (wir) immer auf den Ursprungsplan zurück. So will es das Gesetz 😉 Nein, wirklich. Das passiert uns andauernd, aber wir lernen nichts daraus. Was aber vielleicht auch ganz gut ist, denn so ist es immer wieder ein positives Feedback auf das eigene Bauchgefühl.
Schon am darauffolgenden Tag, nach dem besagten Kälteerlebnis, verabschiedeten wir uns von unserer geliebten Vanlifecrew und starteten weiter Richtung Andalusien. Wie hatten bis zur Fähre von Cadiz nach Lanzarote ziemlich genau einen Monat Zeit. Und in diesen 30 Tagen wollten wir so viele schöne Eindrücke und Erlebnisse wie möglich mitnehmen. Aus diesem Grund planten wir dass allererste Mal eine Art „Rundreise“. Wir hatten in folgenden Orten die schönsten Erlebnisse und diese sind demnach nennenswert:
Howdy!
Aus dem nichts aufgetaucht. Der kleine Ort ‚el Rocio‘ mitten im Nirgendwo. Hier ticken die Uhren noch ganz anders. Ein logischer Sinn hinter dem ganzen Aufzug dieses Ortes blieb uns verborgen, aber es ist irgendwie super witzig in diese vollkommen andere Zeit einzutauchen. Asphaltierte Straßen sucht man hier vergeblich und auch die Gebäude stammen allesamt aus einem vollkommen anderen Zeitalter. Ein „Saloon“ jagt den nächsten und an jeder Eingangstür gibt es sogar noch diese Ringe um die Pferde zu befestigten. Es sind auch ziemlich viele Reiter und Kutschen unterwegs. Die Kirche, der Dorfplatz und alles wirkten super nostalgisch und wir hätten uns nicht mehr gewundert, hätten wir nur noch schwarz-weiß gesehen.
Cadiz
Um nach Cadiz zu gelangen, muss man durch Sevilla. Die Stadt haben wir uns nicht angeschaut. Wir haben jedoch unweit von Sevilla einen traumhaften Platz zum übernachten gefunden. Mitten in einem Pinienwald. Wunderschön. In Cadiz buchten wir unser langersehntes Ticket in die Sonne. Diese kleine Hafenstadt ist wirklich nett und hat eine entzückende Altstadt mit wunderschöner Kirche. Wir schlenderten ein wenig durch die winzigen Gässchen und man taucht sofort ein in das traditionelle Spanien, was uns super gefallen hat.
Surfermekka
El Palmar ist ja weltbekannt in der Surferszene. Uns war es aber eindeutig viel zu überlaufen. Zu viele Menschen. Zu viele Camper. Und viel zu viele Überreste von Toilettengängen zwischen den Dünen.. Allerdings fanden wir einen Topsecret Spot ganz in der Nähe. Googlemaps zeigte uns einen winzigen Strand an. Der Weg dorthin war allerdings mehr als abenteuerlich und unsere Kiste hinten setzte mehr als einmal auf. Wir haben uns auf den Weg dorthin auch festgefahren. Aber die Mühe hat sich letzendlich gelohnt.
An dem Platz verbrachten ein paar Nächte. Er war wunderbar verlassen und traumhaft schön. Das einzige Bedenkliche war ein zerschollenes Flüchtlingsboot am Strand und die Marine die alle paar Stunden mit einem Boot patrouillierten. Dieser Strand war übrigens genau gleich ausgerichtet wie El Palmar und somit hatten wir identische Wellen, und ein leeres Line up.
Tarifa
Noch ein Surfermekka. Und es wurde uns vorab schon sooo viel darüber erzählt. Leider hatten wir absolut kein Glück mit dem Wetter. Es war stürmisch und es regnete in Strömen. Wir versuchten das Beste draus zu machen und buchten nach Ewigkeiten mal wieder einen Platz auf einem Campingplatz. Einem sehr teueren Campingplatz. Aber so konnten wir wenigstens heiß und ausgiebig duschen und unsere Wäsche waschen. In der Nacht kam allerdings eine ungute Überraschung. Wegen dem heftigen Sturm prasselte der Regen seitlich gegen den Schrödi, der den Wassermassen irgendwann nicht mehr so richtig gewachsen war. Resultat: es regnete durch alle Dichtungen. Tja… deswegen hat Tarifa nicht unbedingt einen Stein bei uns im Brett. Vielleicht kann es dort aber auch schön sein. Wir wissen es nicht…
Plötzlich Mittelmeer
Markus war schon Tage vorher so aufgeregt wie ein kleines Kind. Wir haben extra in der Nähe auf einem nicht ganz so tollen Platz übernachtet um ganz früh auf dem Affenberg zu sein, der Markus‘ Aufregung verursachte. Allerdings war es an dem Morgen leider so bewölkt, das wir erstmal weiterfuhren, denn Gibraltar lohnt sich wenn dann nur bei klarer Sicht. Ich musste Markus aber hoch und heilig versprechen, dass wir dort auf dem Rückweg anhalten 😉 Wir ließen also die Meerenge hinter uns und waren plötzlich am Mittelmeer. Die angeblich so tolle und berühmte Stadt am Mittelmeer sagte uns überhaupt nicht zu. Malaga war bis auf einen netten Aussichtspunkt oberhalb der Stadt, nicht so überragend. Wahrscheinlich fließt aber zum Teil auch unsere „stundenlange“ Parkplatzsuche in dieses Urteil mit ein. Welche Stadt uns aber super gefallen hat ist Granada. Sie verdient einen eigenen Eintrag 😊.
Inlandcruisin‘
Nachdem wir schon ziemlich viel Zeit an der schönen andalusischen Küste verbracht hatten, wagten wir uns weiter ins Inland vor. Diese sponate Entscheidung war Gold wert, denn wir wurden überrascht mit wahnsinnig tollen Plätzen an kristallklaren Seen und in Wäldern. Durch Zufall kamen wir an einem, wohl berühmten Wanderweg vorbei.
Der gefährlichste Trail der Welt
Das war er mal. Damals. Eigentlich bis 2015. Denn in diesem Jahr wurde er nach einer kompletten Sanierung neu eröffnet und gilt seitdem als spektakulärer Wanderweg in der El Chorro Region.
Der Caminito dem rey wurde einst erschaffen um Wasserohre durch das Gebirge zu transportieren, da man zwei Stauseen miteinander verbunden wollte.
Leider durfte Gipsy nicht mit auf die Wanderung, was im Nachhinein aber ein sehr sinnvolles Verbot ist, da die Wege teilweise nicht gesichert sind und die 200 Meter tiefe Schlucht unter den Füßen lauert.
Der Caminito del rey lohnt sich in jedem Fall. Die Aussicht ist spektakulär. Er wurde an den steilen Felswänden gebaut und führt vorbei an Wassefällen, tiefen Schluchten und viel viel viel Natur. Unter uns war immer der tosende Fluss zu hören. Zur Sicherheit mussten wir einen Helm aufsetzen, da es ziemlich windig war und sich auch anscheinend gerne mal Felsbrocken von den Gipfeln lösen.
Zwischendurch sieht man immer mal wieder Teile des damaligen Weges. Die Öllampen von früher hängen auch noch an einigen Abschnitten. Die Wanderung hat ungefähr drei Stunden in Anspruch genommen und war traumhaft.
Gefangen in Ronda
Noch ein Stück weiter im Inland liegt ein winziger, zauberhafter Ort Namens Ronda. Alles in diesem kleinen Städtchen ist irgendwie alt. Die Häuse, die kleinen Gassen, die Brücken, selbst die Einheimischen sind uralt.
Ronda sieht so unwirklich aus. Um das Dorf herum ist plattes Land, soweit das Auge reicht. Nur Ronda selbst trohnt auf einem imposanten Felsen. Eigentlich sind es zwei Felsen, verbunden mit einer alten Eisenbrücke. Wir verbrachten einen entspannten Tag dort und ich fand sogar einen netten Platz für die Nacht. Der Platz lag praktisch unterhalb dieses Felsens (da hätte ich eventuell schon stutzig werden müssen) der Weg bis dort runter war (natürlich auch) alt, gepflastert, wahnsinnig steil und wahrscheinlich auch nur für Wanderer angelegt. Unten angekommen haben wir dann feststellen müssen, das man keineswegs auf diesem besagten Platz nächtigen kann. Und dieser Wanderweg den wir befuhren endete natürlich in einer Sackgasse. Es gab keinen Ausweg. Gefangen in Ronda. Wir beschlossen, da es schon langsam dämmerte, am Wegesrand zu schlafen.
Am nächsten Morgen quälten wir den armen Schrödi dann den ganzen steilen Berg wieder hoch. Im ersten Gang und unserer Kiste schliff in einer Tour über den Boden. Das war eine ziemlich miese Fahrt wieder hoch und wir haben schon fest damit gerechnet, dass der Schrödi streikt. Nach langem zittern (Janina), stöhnen (Schrödi) und meckern (ratet wer 😉) haben wir es dann doch heile hoch geschafft.
Der berühmte Affenberg
Danke Andalusien, wir hatten eine so tolle Zeit bei dir, wunderschöne Plätze, interessante Begegnungen und super spannende Erlebnisse!
Que Viva Andalucia ♡
Ein Gedanke zu „Andalucia“