sẹss·haft
Adjektiv [nicht steig.]
1.so, dass man einen festen Wohnsitz hat.„Das Nomadenvolk wurde schließlich sesshaft.“ 2.so, dass man seinen Wohnsitz nicht häufig wechseln will.„Die Einwohner dieses Dorfes sind sehr sesshaft.“
Über dieses eine Thema sprach ich des Öfteren mit meinem Papa. Er vertrat die Meinung, dass wir uns doch nun endlich mal für einen dauerhaften Wohnsitz entscheiden sollten, denn viele Probleme und/oder Hindernisse würden sich so in Luft auflösen… So sagte er. Dieses Nomadenleben birgt auf Dauer „zu viele Gefahren“ und wir seien doch nun schon lange genug unterwegs.
Über Ansichten lässt sich bekanntlich gut streiten, dennoch nahmen wir seine Meinung irgendwann an und spielten mit dem Gedanken, für einen gewissen Abschnitt unseres Lebens, auf Fuerteventura zu wohnen.
Und dann ging Alles plötzlich ganz schnell. Markus war hier auf Besuch und wie der Zufall es will, fanden wir ein ganz tolles Angebot im Internet:
Ein grosses, freistehendes, voll möbiliertes Haus in La Pared, einem der schönsten Örtchen hier auf der Insel. Die Liste der Interessenten war lang und das Angbot war schon ein paar Wochen online, trotzdem versuchten wir unser Glück und bekamen tatsächlich schon am nächsten Tag einen Besichtigungstermin.
Auf sonderbare Weise fügte sich alles.
Das Haus passte optimal zu uns, es war wirklich super schön, toll gelegen, nachhaltig gebaut, verfügte über eine grosse Terrasse.
Die Besitzter des Hauses waren nicht vor Ort, deswegen wurden wir von den Eltern herumgeführt. Eins sehr liebenswertes, älteres Paar aus dem tiefsten Sachsen. Die beiden bestätigten unsere Vermutung, dass dieses Haus ziemlich viele Menschen bewohnen wollen würden. Ich weiss nicht warum, aber wir waren in deren Augen anscheinend am besten geeignet als neue Mieter und das wollten sie dem Sohn auch so mitteilen…. (und wieder diese Fügung, danke Karma 🙂 )
Einen Tag später bekamen wir einen Anruf aus Miami, dem Wohnort des Besitzters. Er schien ganz nett zu sein, fragte uns noch ein paar Sachen über uns und gab uns dann endlich die Zusage! Yiiipieh. Wir haben uns sooo gefreut! Einzige Bedingung seinerseits war, dass wir uns um die hauseigene Katze kümmern sollten, was aber für uns erstmals kein Problem darstellen sollte….
Das war Markus´letzter Urlaubstag hier auf Fuerteventura, also schnell zurück zu den Eltern und den Vetrag unterschreiben.
Markus ist mit dem Mann nochmal alle elektronischen Besonderheiten durchgegangen und ich habe zusammen mit der Frau angefangen auszusortieren. Dadurch dass mehr als ein ganzer Haushalt vorrätig war, hatten wir ganz schön zu kämpfen. Was uns sehr gut gefallen hat, war die Photovoltaikanlage auf dem Dach und ein ausgeklügeltes Filtersystem um das unbrauchbare Hahnewasser, trinkbar zu machen. Ausserdem war rund um´s Haus ein Garten angelegt, der zwar einen Haufen Liebe nötig hatte, aber dafür defintiv Potenzial. – Alles in Allem ein Traum.
Also Papa, wir nahmen deinen Rat an und versuchten uns mal in die Sesshaftigkeit zu stürzen. 😉 wow, wie aufregend.
Am 28. Februar reise Markus wieder in die Schweiz, der 01. März war mein erster Arbeitstag, und ich handelte noch aus am 29. Februar eiziehen zu dürfen, da es sonst wirklich viel zu stressig gewesen wäre. Wir handelten sogar eine Mietreduktion aus, für die Zeit in der ich das Haus alleine bewohnte, somit mussten wir nur die Hälfte für die ersten drei Monate zahlen, perfekt!
Man glaub gar nicht, was alles in einen winzigen VW T3 passen kann, selbst ich war sehr überrascht wie viele Kisten an Zeug ich ins Haus getragen habe. Unfassbar. Leider wurde uns das Haus in einem ziemlich dreckigen Zustand überlassen, also nach aussen schien alles sehr sauber, doch sobald man einen Schrank öffnete wurde man eines besseren belehrt. Das Geschirr war super dreckig, die Schränke und Schubladen von innen total verklebt und Schränke und Bett hatten von der Unterseite auch schon ziemlich lange keinen Staubsauger zu Gesicht bekommen.
Den ersten Abend räumte und putzte ich bis spät in die Nacht, um wenigstens Bad, Küche und Schlafzimmer in einem eingermassen passablen Zustand zu bekommen.
So verbrachte ich dann meine Freizeit und meine freien Tage: Wenn ich nicht auf der Arbeit war, versuchte ich so gut es eben alleine ging dieses Haus und den Garten auf Vordermann zu bekommen. Ziemlich eintöniges Leben, aber ich wollte es schon schön wohnlich haben, wenn Markus dann endlich wiederkam.
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Die Katze liess sich nicht sehr oft bei uns blicken, dadurch dass es für sie auch eine unbekannte Situation war, siedelte sie erstmal zu den altbekannten Nachbarn über. Was aber kein Problem darstellte, da die Nachbarin selbst ein Haufen Katzen besitzt und ihre eigene Aussage war „eine Katze mehr oder weniger ist doch schon egal“. Also alles im Lot, ich besuchte dieses Vieh sogar ein paar Mal und brachte das Futter runter zu den Nachbarn, damit die keine Extrakosten hatten, um das weitere Mäulchen zu stopfen.
Drei Wochen lebte ich nun schon mit der Gipsy in dem Haus. Für uns war es sehr gewöhnungsbedürftig wieder soooo viel Platz zu haben. So alleine in dem riesen Haus fühlte man sich irgendwie alles andere als heimisch und geborgen. Gipsy bellte und knurrte oft, anscheinend ohne Grund, was mich teilweise ziemlich verunsicherte. Vor allem Nachts war es schon sehr unheimlich. Es sind auch einige komische Sachen dort passiert, auf die ich gar nicht näher eingehen möchte. Ich war einfach nur froh, wenn Markurs dann endlich bald mal wiederkommen würde- wir telfonierten oft und malten uns aus wie schön dass dann ist, gemeinsam auf der Terrasse in den Schaukelstühlen zu sitzen, oder wenn es kälter wird mit einen guten Glas Rotwein am Kamin… hach herrlich 🙂
Dann kam DER Anruf.
Am Abend des 21. März, rufte mich der Besitzter des Hauses aus Miami an. Ich war gerade mit der Gipsy spazieren, es war sehr stürmisch und deswegen verstand ich ihn zunächst schlecht, bis ich einen geschütztern Platz fand.
Ohne grosse Umwege erzählte er mir geraderaus, dass sich die Tochter von ihm (die hier noch auf der Insel wohnt), die Nachbarn (bei denen die Katze derzeit lebte) und er mit seiner kubansichen Frau sich per Telefonkonferenz über mich unterhalten hätten?!? –
Fazit des Gespräches sei gewesen dass ich, seine Worte „nicht mehr tragbar als Mieterin sei, da so viele inakzeptable Dinge passiert seien“.
Ganz ehrlich, ich dachte zunächst der will mich verarschen und fing erstmal, vielleicht ein wenig zu hysterisch, an zu lachen.
Aber die Lage war durchaus ernstzunehmen. Auf meine Frage was denn angeblich passiert sei, wich er aus und meinte dass sei jetzt eh nicht mehr der Rede wert…
Ich war dann sehr beharrlich und er rückte dann letztendlich mit der Sprache raus: Es wurde ihm zu Ohren getragen, dass ich ständig Leute und super viele Hunde da haben würde, das würde ich extra machen, damit die Katze nicht mehr kommen will, ich hätte die beiden weiteren Schlafzimmer untervermietet, was vertraglich untersagt sei, wegen jeder noch so kleinen Sache würde ich ihn kontaktieren und mich ständig beschweren über den Zustand des Hauses und der Möbel (ich habe ihn einmal angerufen, als wir kein Wasser hatten mehrere Tage, da ich nicht wusste was ich machen soll…) , ich sei unfreundlich zu den Nachbarn und würde mich sonst auch verhalten wie Axt im Walde.
Das alles waren bösartige Unterstellungen. die über mich erzählt wurden, und es kam ja niemand anders in Frage ausser die Nachbarn von nebenan…
Da war ich erstmal platt! – das Angebot seinerseits war dann, dass ich netterweise noch eine Woche habe um mir etwas neues zum Wohnen zu suchen und auszuziehen.
EINE WOCHE – in der ich aber noch Vollzeit arbeite und wie soll ich mich denn dann noch darum Kümmern den Schrödinger wieder zu packen und mir eine neue Wohnung zu suchen?! (die Wohnsituation ist hier schlechter als in manchen Grosstädten, man findet nämlich gaaaaaar nichts, oder wenn dann nur super teuer oder total vergammelt. Deswegen haben wir uns auch so gefeiert, als wir zufällig dieses Haus entdeckt hatten)
Ich war wirklich am Boden zerstört und rief heulend Markus an. Es schien so als würden unsere Träume, wie schöne, schimmernde Seifenblasen, zerplatzen.
Meine Enttäuschung und Traurigkeit verschwanden nach ein paar Stunden und machten Platz für Wut. Ich war so sauer dass ich am liebsten an dem Abend noch meine Sachen gepackt hätte und einfach gefahren wäre – das ging aber nicht, da ich ein paar Tage später Besuch bekam. Deswegen blieb ich auch länger in dem Haus als vorher von dem Besitzer als „Deadline“ veranschlagt…
Leben in der Bude
Die letzten Tage dort waren dann, leider, wirklich sehr schön. Meine Patentante und meine Cousine waren 10 Tage zu Besuch und es tat soo gut endlich nicht mehr alleine zu sein! Wir hatten eine grossartige Zeit zusammen und ich war super traurig als ich wieder alleine war.
Letztendlich war ich dann doch noch bis zum 15. April in dem Haus und hatte trotz alledem viel Stress alles rechtzeitig zu erledigen. Die Abnahme verlief dann, wie schon anzunehmen war, sehr unterkühlt ab. Mir wurde seitens der „Gegenpartei“ noch ziemlich viele Dinge vorgeworfen und ich war so froh als ich endlich das Grundstück und das Geisterhaus verlassen konnte.
Geisterhaus
ja, korrekt. Ich bin der festen Überzeugung dass es in diesem Haus nicht mit Rechten Dingen zugeht!!! – meine Meinung.
Vanlife again.
Ich hatte keine Lust meine Zeit in sinnlose Wohnungsbesichtungen zu investieren, die am Ende eh zu nichts führen. Und weil die eigenen vier Wände die gemütlichsten sind, bin ich mit der Gipy wieder in den Schrödi gezogen.
Im Bulli leben und gleichzeitig arbeiten… spannende Sache,
… to be continued!
Papa, sorry. Aber scheinbar ist diese Sesshaftigkeit nicht so für uns gemacht….